Hinduismus

Hindus glauben an den Kreislauf des Lebens. Mit dem Tod geht für sie nur ein Abschnitt des Daseins zu Ende. Danach wird die Seele, Atman genannt, in einem anderen Lebewesen wiedergeboren – in welcher Gestalt, ob als Mensch, Tier, Pflanze oder sogar Einzeller hängt vom Karma ab – also seinen Taten, aber auch Gedanken, Absichten und Sehnsüchten. Das heißt: Je mehr gute Taten ein Mensch während seines Lebens anhäufen kann, desto besser steht es um seine Wiedergeburt. Als Mensch wiedergeboren zu werden, gilt als besonders erstrebenswert. Denn nur dann besteht die Möglichkeit, dem Kreislauf der Wiedergeburten zu entkommen.  Und diese Befreiung, Moksha genannt,  ist das Ziel des menschlichen Lebens. Um das zu erreichen gibt es für Hinduisten vier Wege:   den Weg der Gottesliebe, den Weg des Wissens, den Weg der selbstlosen Tat und den Weg der Gedankenarbeit und der Meditation.

Reinigung des Körpers und der Seele

Es gibt keine Bestattungsrituale, die für alle Hindus gelten. Die Zeremonie kann sich je nach Kaste oder Region unterscheiden. Doch meist wird der Tote zunächst gereinigt.

Das ist wichtig, weil nach dem hinduistischen Glauben die Reinigung des Körpers mit der Reinigung der Seele einhergeht. Dafür  wird der Leichnam auf einen Stuhl gesetzt und unter fließendem Wasser gewaschen.

Danach wird der Tote gesalbt und in schmucklose weiße Tücher gewickelt.

Schließlich wird der Verstorbene auf einem Scheiterhaufen auf einem öffentlichen Platz oder in einem Krematorium verbrannt. Wenn möglich, entzündet der erstgeborene Sohn das Feuer – bei Frauen am Fußende, bei Männern am Kopfende.

 Dann wird der Kopf zerschlagen, um das Atman, die Seele, herauszulösen. Das ist die wichtigste Handlung der Zeremonie. Nur durch die Spaltung des Schädels kann das Atman zum Gott Brahma, zurückkehren.

Außerdem verdeutlicht es, dass die Seele bereit zur Wiedergeburt ist.

Bis zu zwei Tage dauern die Rituale

Sobald das Feuer entfacht ist, singt ein Priester Mantras, also Gebete. Die Angehörigen umrunden – als Sinnbild für die fünf Elemente – den Scheiterhaufen fünf Mal im Uhrzeigersinn. Diese Rituale können bis zu zwei Tage dauern. Am dritten Tag wird die Asche des Toten  in einen Fluss gestreut oder vergraben. Die Zeremonie ist öffentlich, doch Frauen müssen etwas abseits stehen.

Für Hindus ist es das größte Glück, am heiligen Fluss Ganges in der Stadt Varanasi bestattet zu werden.  Dort wurde ihrem Glauben nach das Universum erschaffen und dort erlangt die Seele der Hindus Frieden.

Trauer ist wichtig

Die Trauer über einen geliebten Menschen wird im Hinduismus nach außen getragen. Wenn ein Elternteil stirbt, rasieren sich die Söhne die Köpfe. Außerdem werden zum Gedenken an den Toten Blumen und Kerzen zu Wasser gelassen und zu jedem Todestag Opfergaben dargebracht. Solche Rituale dürfen nur Männer durchführen. Dafür hoffen sie auf positive Karmapunkte.  

logo!: Die Weltreligion Hinduismus

Hindus feiern Thaipusam Festival Quelle: dpa

Der Hinduismus ist eine der großen Weltreligionen. Die Anhänger dieser Religion heißen Hindus. Auf der ganzen Welt gibt es über 800 Millionen Hindus. Seinen Ursprung hat der Hinduismus in Indien. Dort sind über 80 Prozent der Menschen Hindus. Im Hinduismus haben sich verschiedene Gruppen von Gläubigen zusammengetan, die nicht alle dasselbe glauben.

Bemalte Hände pakistanischer Frauen Quelle: ap

Die verschiedenen Glaubensgruppen haben zwar ähnliche Ideen, unterscheiden sich jedoch voneinander. Im Hinduismus gibt es nämlich nicht nur einen Gott, sondern mehr als drei Millionen Göttinnen und Götter.

Die Hindus können sich selbst für einen Gott oder eine Göttin entscheiden. Im Hinduismus kann man drei Hauptrichtungen unterscheiden. Die meisten Hindus verehren die Gottheiten Vishnu, Shiva und Shakti.

Deshalb heißen die drei Hauptrichtungen des Hinduismus Vishnuismus, Shivaismus und Shaktismus.

Es gibt Regeln, die für alle Hindus gelten. Sie dürfen zum Beispiel kein Rindfleisch essen, denn Kühe sind heilige Tiere. Wenn sie auf der Straße liegen, darf man sie nicht verjagen. Jeder Hindu soll einmal im Leben zum heiligen Fluss Ganges pilgern. Die Hindus glauben, dass sie von ihrer Schuld befreit werden, wenn sie sich im Ganges waschen.

Hindu betet im Ganges Quelle: ap

Hindus glauben an Wiedergeburt. Dabei bestimmt das Karma, als was ein Hindu nach seinem Tod wiedergeboren wird. Zum Karma gehört all das, was ein Hindu in seinem Leben tut. Wenn jemand zum Beispiel viel Gutes tut, hat er ein gutes Karma. Wichtig ist dabei das Kastensystem in Indien.

Die Kasten sind wie verschiedene Gruppen in der Gesellschaft. Jeder Hindu wird in eine Kaste hineingeboren. Zwischen den Kasten hin und herzuwechseln ist nicht möglich. Die Hindus hoffen, dass sie in ihrem nächsten Leben in eine höhere Kaste geboren werden. Ihr endgültiges Ziel ist aber Moksha. Es bedeutet für sie die Erlösung.

Dann finden die Hindus ihre Ruhe und werden nicht mehr wiedergeboren.

Glaubensinhalte im Hinduismus – Lexikon der Religionen

Da es sich im Hinduismus um ein Konglomerat völlig verschiedener Traditionen handelt, gibt es keine für alle gleichermaßen verbindlichen Lehren.

Da es sich im Hinduismus um ein Konglomerat völlig verschiedener Traditionen handelt, gibt es keine für alle gleichermaßen verbindlichen Lehren.

Die wichtigsten heiligen Texte, die jeweils im Zentrum stehen, sind unterschiedlich, die auf diesen Texten beruhenden Glaubenslehren, der jeweilige Stifter, sowie die Gottesvorstellungen und Rituale.

Gemeinsam sind den meisten Traditionen jedoch die Vorstellung von „Samsara“, dem Kreislauf von Leben Tod, mit der Vorstellung von Wiedergeburt. Als Grund für diese Wiedergeburten sieht man Karma, das Ergebnis der Taten im vergangenen Leben. Alle anderen Glaubensinhalte hängen von der schriftlichen und mündlichen Überlieferung der jeweiligen Tradition ab.

Im Laufe der Geschichte haben hinduistische Glaubensvorstellungen immer wieder wesentliche Veränderungen erfahren, jedoch blieb das Alte oft neben dem Neuen bestehen.

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So unterlag der Hinduismus während der Moslem-Herrschaft in Indien dem Einfluss islamischen Denkens, und neue religiöse Bewegungen entstanden.

Während der Kolonialisierung durch die Engländer kam es zum Einfluss europäischen Denkens, das in viele Strömungen Eingang gefunden hat (Neohinduismus).

Verschiedene Traditionen

Die drei Grundtraditionen des Hinduismus leiten sich von derjenigen Gottheit ab, die jeweils als Höchste gilt und besonders verehrt wird: Vishnuismus – Verehrung des Gottes Vishnu mit seinen Inkarnationen, u.a.

Krishna und Rama, Shivaismus, auf Gott Shiva bezogen, während im Shaktismus, die Muttergöttin in verschiedenen Formen, wie Durga, Parvati, Kali etc. im Zentrum steht.

Zum großen Teil beruhen diese verschiedenen Traditionen auf den „Puranas“, einer Schriftenreihe, die jeweils eine dieser Gottheiten im Zentrum als das Höchste sieht.

Weitere Unterscheidungen in den verschiedenen Strömungen gibt es hinsichtlich der Auslegung der grundlegenden Texte, den „Veden“ und „Upanishaden“, sowie hinsichtlich der Philosophien und verschiedene Formen der Glaubenspraxis.

Wichtige Reformer und Lehrer waren u.a. die Philosophen Shankara (8. Jahrhundert), der die Einheit der individuellen Seele mit dem Göttlichen lehrte, sowie Ramanuja (11. Jahrhundert) und Madhva (13.

Jahrhundert) die diese Einheit in ihren Lehren bestritten. In moderner Zeit entwickelten sich unter dem Einfluss der europäischen Geisteswelt u. a. die Lehren des Mystikers Ramakrishna (19.

Jahrhundert) sowie des Philosophen Aurobindo Ghose (20. Jh.).

Gottesbild

Die Anbetung des Göttlichen in unterschiedlichen Gestalten gehört zu den wichtigsten Wesensmerkmalen hinduistischer Religionen. Neben einem äußeren Polytheismus findet man Monismus (wonach Gott und Individuum eins sind) ebenso wie einen strengen Monotheismus.

Für viele Gläubige steht in der Vielheit der Götter eine bevorzugte Gottheit, bzw. eine bestimmte Erscheinungsform Gottes, im Zentrum, der „Ishvara“ oder „Ishtadevata“. Trotzdem ist die Verehrung anderer oft nicht ausgeschlossen.

Jede dieser Gottheiten kann in verschiedenen Gestalten unter verschiedenen Namen verehrt werden. Das Höchste jedoch, auf das alle Formen zurückgehen, ist das unpersönliche, unwandelbare Absolute, das „Brahman“. Für Vishnuiten ist Vishnu bzw.

einer seiner „Avatare“ (Inkarnationen) „Brahman“; für Shaktas ist es die Shakti (oder Devi), die Göttin, während Shivaiten in Shiva dieses Höchste sehen.

So gehen Hindus davon aus, trotz der äußeren Vielfalt letztlich nur einen Gott zu verehren.

Aber auch hier gibt es in den Philosophien wesentliche Unterschiede: Anhänger der einen Philosophie („Advaita“, “Nicht-Zweiheit“) sehen alle Götter gleichermaßen als verschiedene Manifestationen des „Brahman“.

Dagegen betrachten Anhänger der anderen Denkschulen („Dwaita“, „Zweiheit“) ihren bevorzugten Gott, z.B. Krishna, als das höchste „Brahman“, und alle anderen Götter als von ihm abhängige, unterlegene Geistgewesen.

Eine wichtige Instanz, mit dessen Hilfe Hindus in dieser Vielfalt den eigenen Weg zu finden hoffen, ist der Guru, der spirituelle Lehrer.

Menschenbild

Für die Anhänger vieler Glaubenswege ist der Mensch potentiell göttlich: Wie bei jedem Lebewesen, einschließlich allen Tieren, ist der Kern eines jeden „Atman“, Seele, und damit ident mit dem Höchsten, „Brahman“.

Bevor das Individuum sich jedoch dieser Tatsache bewusst wird, ist es dem Kreislauf der Wiedergeburten unterworfen. In welches Leben man jeweils hineingeboren wird, in welche Umgebung oder in welche äußeren Umstände hinein, hängt vom „Karma“ ab, den Folgen aus vergangenen Taten.

Dieser Kreislauf von Tod und Wiedergeburt, „Samsara“, endet letztlich in der Erlösung („Moksha“).

Ist für die einen „Karma“ das allein wesentliche Element, findet man bei anderen Strömungen auch das Konzept der Gnade, nach dem ein Mensch nach Gottes Willen, unabhängig vom „Karma“, erlöst werden kann.

Wie alle Lebewesen unterliegen auch Menschen dem „Dharma“, den überlieferten spirituellen und sozialen Gesetzen. Es gibt jedoch keinen allgemeingültigen Gesetzgeber und keine für alle gleichermaßen verbindlichen Gesetze. Wesentliche Hinweise zur Lebensgestaltung überliefern die verschiedenen Schriften.

Hinduistische Gesellschaft

Charakteristikum hinduistischer Religionen ist die hierarchisch geordnete Gesellschaft mit ihrem Kastenwesen. Obwohl jedoch viele Schriften die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Kasten beschreiben, ist diese Einteilung weniger ein Glaubensinhalt als ein Gesellschaftsmodell, das auch bei anderen Religionsgemeinschaften des indischen Subkontinentes im täglichen Leben zu finden ist.

Ein wesentliches Element im hinduistischen Leben ist die Familie. Sie gilt als Ideal, und auch Priester sind verheiratet. Zwar gibt es Mönche, die „Sannyasin“, die ein religiöses Leben in Askese wählen. Grundsätzlich ist ein Leben der Entsagung und ein Rückzug von der Welt jedoch erst im letzten Lebensabschnitt vorgesehen, nachdem alle Familienpflichten erfüllt sind.

Frauen sind nach modernem Verständnis im Hinduismus nicht gleichberechtigt, so beschreiben sie viele Schriften als Gehilfin des Mannes. Trotzdem gilt jede Frau als lebende Verkörperung der Göttin, ein Anspruch, der im Alltag mit hohen moralischen Anforderungen verknüpft ist.

Einheit in der Verschiedenheit

So differenziert die Aussagen der Lehrer und Philosophen sein mögen, so verschieden die Gottesvorstellungen, in der Praxis lebt man weitgehend miteinander.

Man besucht häufig dieselben Tempel und nimmt an denselben Gottesdiensten teil.

Dieses hinduistische Ideal der „Einheit in der Verschiedenheit“ drücken schon die populären Verse des Jahrtausend alten „Veden“, (älteste Texte des Hinduismus) aus: Die Wahrheit ist eine – die Weisen benennen sie mit vielen Namen!

Hinduismus

Der Hinduismus gilt mit vielleicht 900 Millionen Anhängern als drittgrößte Weltreligion nach dem Christentum und dem Islam. Allerdings bietet er längst kein so einheitliches Bild wie diese und ist außerhalb Indiens nur schwach präsent.

Man könnte auch von einer Religionsfamilie sprechen, die sowohl die Formen eines monotheistischen Gottesglaubens wie auch eine nicht-theistische Spiritualität umfasst. Die heutigen Erscheinungsformen haben sich in einem etwa 3000jährigen Prozess seit 1000 v. Chr. herausgebildet.

Die gemeinsame Bezeichnung Hinduismus für diese verschiedenen religiösen Strömungen geht auf die Europäer zurück, die während der Kolonialzeit Indien besetzt hielten. Mittlerweile ist sie allgemein gebräuchlich.

Der traditionelle Hinduismus ist in Deutschland hauptsächlich durch einige zehntausend Migrantinnen und Migranten aus Sri Lanka vertreten. Daneben gibt es eine ganze Reihe von hinduistischen Gruppierungen, die vielfach auf die Tätigkeit von Gurus (Lehrern) zurückgehen.

Als jeweilige Vertreter der höchsten Gottheit gelten für die drei monotheistischen Hauptrichtungen einmal der Gott Vishnu oder eine seiner Verkörperungen (Avatare) wie Krishna oder Rama, daneben der Gott Shiva oder aber die Göttin in ihren verschiedenen Formen wie Durga, Kali oder Parvati als Verkörperung der weiblichen Kraft (Shakti).

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Ohne Gott kommt der Advaita Vedanta aus, der in Shankara (um 800 n. Chr.) seinen Hauptvertreter hat. Hier wird die Einheit des menschlichen Selbst (atman) mit dem „göttlichen“, nicht personal verstandenen Weltgeist (brahman) vertreten.

Während Erlösung (moksha) für die Vertreter des Gottesglaubens bedeutet, dass die Seele den Weg zur Vereinigung mit Gott findet, geht es im Advaita Vedanta darum, die vorhandene Einheit der Einzelseele mit dem Ganzen, die den Menschen durch den täuschenden Schleier der maya nur verborgen ist, aufzudecken und zu erkennen oder zu erfahren.

Trotz dieser Unterschiede gibt es zwischen den beschriebenen Strömungen viele Gemeinsamkeiten, die es rechtfertigen, den Hinduismus als eine religiöse aber auch kulturelle und gesellschaftliche Einheit zu behandeln.

Eine ganze Reihe von neuen religiösen Bewegungen, die in den letzten Jahrzehnten in Erscheinung getreten sind, haben in diesem Kontext ihren Ursprung. Vielfach ist bei ihrer Entstehung und Verbreitung das Guru-Prinzip der indischen Religion wirksam gewesen.

Darüber hinaus finden sich im Bereich von Esoterik, Wellness oder der Alltagsreligiosität Konzepte wieder, die in der hinduistischen Religion und Kultur ihren Ursprung haben.

Hinduismus

Im neuen Sri Manomani Ampal Tempel in Trimbach/SO, innen mit Blick auf den zentralen Schrein der Göttin, am Tag der Einweihung, 17. 3. 2014 (Foto: Martin Baumann) Die vergangenen Jahre sind durch die Einweihung neuer Hindu-Tempel in der Schweiz markiert. Ende Mai 2015 weihten Hindus des Kulturvereins Murugan in Toffen bei Bern mit einem Tag der offenen Tür ihren neuen Tempel mit zahlreichen Besuchern ein. Im Juni erfolgt die religiöse Einweihung des Tempels. Zuvor hatte im März 2015 der Hindu-Verein Graubünden in Zizers seinen eigenen Tempel eröffnet und im Dezember 2014 wurde mit der Eröffnung des 'Haus der Religionen' in Bern auch der dortige Tempel des Reformvereins Saivanerikoodam religiös geweiht. Knapp zwei Jahre zuvor weihten zehn Priester den ersten, in südindischer Architektur erbauten Hindu-Tempel in Trimbach bei Olten. Etwa 500 Gläubigen waren im März 2013 gekommen, um diesen 'glücksverheissenden' Tag direkt mitzuerleben. Der Tempel besteht aus einer grossen Halle mit acht reich verzierten Schreinen für die Götter Ganesha, Durga, Shiva, Murgunan, die neun Planetengötter und weitere Götter. Der grosse Hauptschrein ist der Göttin Sri Manomani geweiht (einer Darstellung von Parvathi, der Frau Shivas). Die Götterfiguren wurden in Südindien aus schwarzem Granith hergestellt und in Trimbach zeremoniell 'inthronisiert'. Der Gopuram (Eingangsturm) wird in den kommenden Jahren noch mit zahlreichen figürlichen Darstellungen der Göttin versehen und dann gesondert geweiht. Zuvor hatten zu Beginn des Jahres 2010 Priester in Dürnten im Züricher Oberland mit dem Sri Vishnu Thurkkai Tempel einen neuen, grossräumigen Tempel eingeweiht.Mit den Einweihungen der verschiedenen Tempel mit geweihten, z.T. grossen und reich verzierten Götterschreinen tritt der Hinduismus in der Schweiz damit von der Phase provisorischer Unterkünfte in die Phase der Konsolidierung und dauerhaften Etablierung von Hindu-Tempeln und Hindu-Traditionen. Hindu-Tempelfest in der Schweiz: Prozession der Göttin im September 2006 beim jährlichen Tempelfest des Sri Vishnu Turrkai Amman Tempels (Adliswil/ZH) auf den Strassen, die den Tempel umgeben. (Foto: Martin Baumann)

Interne Vielfalt – Zahlen

Hinduismus in der Schweiz ist durch eine Vielzahl unterschiedlicher Traditionen und Gruppen gebildet. ‚Den Hinduismus‘ und den Vertreter des Hinduismus gibt es in der Schweiz ebenso wenig wie in Indien und in anderen westlichen Ländern.

Unterschiede bestehen nicht nur hinsichtlich religiöser Traditionen – ob in schivaitischer oder vischnuitischer Ausrichtung -, sondern auch im Hinblick auf die Herkunft der Gläubigen. Hindus kommen aus den nördlichen und südlichen Bundesstaaten Indiens, aus Sri Lanka und der Schweiz.

Eine Hauptunterscheidung lässt sich zwischen zugewanderten, aus Asien stammenden Hindus und sogenannten ‚westlichen Hindus‘ treffen.

Im Gegensatz zu Ersteren wurden die westlichen Hindus nicht als Hindu geboren, sondern nahmen als (zumeist) junge Erwachsene eine der vielen hinduistischen Lehrkonzepte und damit verbundene Verehrungspraktiken als für sich verbindlich und lebensorientierend an.

Die Anzahl von Hindus in der Schweiz beläuft sich auf ca. 40.000 Personen (0,5 % der Bevölkerung), neun von zehn sind ausländischer Herkunft. Die Eidgenössische Volkszählung 2000 ermittelte knapp 28.000 Hindus, doch liegt die tatsächliche Zahl höher, da eine nicht unerhebliche Anzahl keine Angaben zur Religionszugehörigkeit gab.

Yoga als Körperübung, weitgehend losgelöst vom religiösen Hintergrund, ist heute in den Medien ein Thema für breite Bevölkerungskreise (aus: SonntagsZeitung, 16.10.2005, S. 125).

Interesse an Yoga

Hinduistisches Gedankengut und Körperübungen wurden schon in den 1920er Jahren durch literarische Werke und erste Yoga-Schulen in der Schweiz bekannt.

Der Literaturnobelpreisträger Romain Rolland (1866-1944) portraitierte in Biographien das Leben des bengalischen Asketen und Göttinnen-Mystikers Paramahamsa Ramakrishna (1836-1886), ebenso das Wirken seines Schülers Swami Vivekananda (1863-1902).

Vivekananda war durch seine Neuinterpretation hinduistischer Konzepte in westlicher, allgemein verständlicher Begrifflichkeit zu einem herausragenden Sprecher eines philosophisch durchtränkten Hinduismus geworden.

In Verschränkung mit dieser schöngeistigen Rezeption und dem starken Interesse an östlicher Kultur kam es im Umfeld von lebensreformerischen und alternativ-medizinischen Bewegungen zur Gründung erster Yoga-Schulen.

Sie bezogen sich zum Teil auf Vivekananda und dessen neohinduistischer Uminterpretation des klassischen Yoga von Patanjali zurück. Aber auch die medizinisch-psychologische Deutung des Yoga als psycho-physische Technik – seiner religiösen Einbettung damit entkleidet -, trug stark zu einer Popularisierung der ‚indischen Körperertüchtigung‘ bei. Das Interesse an Yoga als Entspannungs- und Körperübung hat sich bis in die Gegenwart fortgesetzt. Ein Zusammenschluss der Yoga-Schulen erfolgte 1997 in der Schweizerischen Yogagesellschaft.

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Neo-hinduistische Gruppen

Weitere hinduistische Impulse kamen mit der Gründung von Zentren durch neohinduistische Gruppen und Organisationen in die Schweiz. Den Anfang setzte der indische Mönch Swami Omkarananda (1930-2000), der 1966 das Divine Light Zentrum in Winterthur ins Leben rief.

Im Vordergrund des Zentrums stehen hinduistische Spiritualität und Philosophie; etwa 100 Mitglieder in der Schweiz, Österreich und Deutschland fühlen sich dem Lehrer verbunden. Nachfolger des Guru unterhalten seit 16 Jahren ein ununterbrochenes homa-Feuer in dem Ashram.

In den frühen 1970er Jahren traten mit den Gemeinschaften um Bhagwan Shree Rajneesh und Swami Prabhupada zwei in der Öffentlichkeit stark, oftmals kontrovers wahrgenommene hinduistische Neugründungen hinzu. Während die Osho- bzw.

Neo-Sannyas-Bewegung nach dem Tod von Bhagwan 1990 an Zusammenhalt wie auch an Mitgliedern verlor, ist die Krishna-Gemeinschaft mit dem Haupttempel in Zürich fest etabliert. Etwa 250 Mitglieder und ein Freundes- und Sympathisantenkreis von 1'000 bis 2'000 Personen umfasst ISKCON, die International Society for Krishna Consciousness, in der Schweiz.

Weitere, zumeist von der Mitgliederzahl her kleine Gruppen bestehen mit Ananda Marga (seit 1972), den Brahma Kumaris und der Sathy Sai-Vereinigung (beide seit 1980) sowie dem grossen Seminar- und Konferenzhaus der Transzendentalen Meditation des Maharishi Mahesh Yogi in Seelisberg (Kanton Uri, seit 1973).

Tamilische Hindus von Sri Lanka

Der weit überwiegende Teil von Hindus in der Schweiz wird durch Flüchtlinge und Arbeitsmigranten aus Südasien gebildet. Die ca.5.000 indischen Hindus gründeten Kultur- und Sprachvereine in der West- und Deutschschweiz, ein eigener Tempel besteht bislang nicht.

Im Gegensatz zu ihnen vermochten die ca. 30.000 tamilischen Hindus in den 1990er Jahren in der gesamten Schweiz Tempel zu eröffnen, bislang sind etwa 20 (Stand 2010). Tamilen kamen als Flüchtlinge vor dem auf Sri Lanka eskalierenden Krieg zwischen Singhalesen (ca.

74 %) und Tamilen (ca. 18 %). Insbesondere nach dem Pogrom 1983 stieg die Anzahl tamilischer Asylbewerber stark an, Ende 2001 belief sich die Zahl auf 37'500 srilankischer Staatsangehöriger in der Schweiz. Von ihnen sind 80 % bis 85 % Hindus, die verbleibenden 5.000 bis 7.

000 gehören verschiedenen christlichen Kirchen an.

Standorte der Hindutempel in der Schweiz (Stand 2014).

Auch wenn jede hinduistische Familie einen kleinen Hausschrein in der eigenen Wohnung hat und dort die durch Bilder dargestellten Götter täglich verehrt, so war der Wunsch nach religiösen Andachtsstätten zur Durchführung von Ritualen und dem gemeinschaftlichen Feiern der Jahresfeste gross.

Der ersten Sakralstätte in Basel (1986) folgten Tempel in Luzern (1991), Trimbach und Chur (beide 1992), Stabio (Tessin, 1993) sowie in 1994 in Bern, Zürich, Baar, Glattburg und Adliswil.

In der französischsprachigen Schweiz entstanden in Vernier und Prilly 1996 zwei Tempel, weitere Wohnstätten für die beliebten Götter Murugan, Vinayagar und die Grosse Göttin finden sich in Grenchen, Aarau, Muttenz, Basel, Lyss, Bärau und Steffisburg (siehe Karte).

Die Tempel (alle in schivaitischer Tradition) befinden sich zumeist in umgebauten Häusern oder Lager- und Werkhallen. Einer der bekanntesten und grössten Tempel in der Schweiz ist der in einem Industrieareal gelegene Sri Sivasubramaniar-Tempel in Adliswil. Im August des Jahres kommen ca.

3'000 bis 4'000 Tamilen und Tamilinnen, um an der öffentlichen Prozession des Gottes Murugan teilzunehmen. Auch bei den jährlichen Tempelfesten in Bern, Basel und weiteren Orten kommen mehrere hundert bis tausend Gläube zu Gebten, Erfüllung von Gelübden und Treffen von anderen Tamilen zusammen.

Neben diesen hindu-tamilischen Tempeln bestehen noch Sathya Sai Baba Zentren in Zollikofen Bern, Zürich und im Berner Oberland, ebenfalls von tamilischen Hindus besucht. Christliche und hinduistische Tamilen besuchen überdies katholische Wallfahrtskirchen, in denen sie zur Madonna – von ihnen als Grosse Göttin (Tamil: Amman) verehrt – um Hilfe und Wunscherfüllung bitten. Besonders die Kirchen in Einsiedeln, Mariastein, St. Josef in Köniz (Bern) sowie Madonna del Sasso (Gemeinde Orselina) sind beliebte Wallfahrtsorte.

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  • Literatur
  • Rolland, Romain, Das Leben des Ramakrishna, 1929; Vivekananda, 1930

Baumann, Christoph Peter, ‚Tamilische Hindus und Tempel in der Schweiz‘, in: Martin Baumann, Brigitte Luchesi, Annette Wilke (Hg.), Tempel und Tamilen in zweiter Heimat. Hindus aus Sri Lanka im deutschsprachigen und skandinavischen Raum, Würzburg: Ergon 2003, 275-294.

Baumann, Martin, ‚Götter, Gurus, Geist und Seele: Hindu-Traditionen in der Schweiz‘, in: Martin Baumann, Jörg Stolz (Hg.), Eine Schweiz – viele Religionen. Risiken und Chancen des Zusammenlebens, Bielefeld: transcript 2007.

Baumann, Martin, Luchesi, Brigitte, Wilke, Annette (Hg.), Tempel und Tamilen in zweiter Heimat. Hindus aus Sri Lanka im deutschsprachigen und skandinavischen Raum, Würzburg: Ergon 2003.

Beltz, Johannes, Hindu-ABC, Zürich: Präsidialdepartement der Stadt Zürich und Museum Rietberg 2004.

Eulberg, Rafaela, ‚Hindu-Traditionen in der Schweiz‘, in: Michael Klöckner / Udo Tworuschka (Hg.), Handbuch der Religionen. 19. Ergänzungslieferung, Olzog Verlag 2008.

Lüthi, Damaris, ‚Heimatliche Konventionen im Exil bewahren. Hinduistische und christliche Religiosität tamilischer Flüchtlinge in Bern‘, in Martin Baumann, Brigitte Luchesi, Annette Wilke (Hg.), Tempel und Tamilen in zweiter Heimat, Würzburg: Ergon 2003, 295-322.

McDowell, Christopher, A Tamil Asylum Diaspora. Sri Lankan Migration, Settlement and Politics in Switzerland, Oxford, Providence, RI: Berghahn Books 1996.

Markus, Vera, In der Heimat ihrer Kinder. Tamilen in der Schweiz, Zürich: Offizin 2005.

Vögeli, Johanna, Sumangali, die Glücksverheissende. Tamilisch-hinduistische Frauen in der Schweiz, Bern: Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Fachstelle Migration 2004.

  1. Sri Manonmani Ampal Alyam Olten Mieserenweg 13 4632 Trimbach
  2. Kontakt:
  3. eMail an den Tempel

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